Fällt Ihnen die Gewaltfreie Kommunikation auch manchmal gewaltig schwer? Bzw. möchten Sie etwas über die Grundzüge der GFK erfahren? Dann könnte Ihnen Michaelas Artikel „Von MeinLand zu NeuLand oder besser doch andersherum? Und: Wann mir die Gewaltfreie Kommunikation gewaltig schwerfällt.“ gut gefallen. Hinweis: leichte Tendenz zu unwissenschaftlich bis flapsig, dafür gut lesbar, Lesedauer: 12 Min.
Von MeinLand zu NeuLand oder besser doch andersherum? Und: Wann mir die Gewaltfreie Kommunikation gewaltig schwerfällt.
Um das Thema Feedback drehte es sich letzte Woche [Aug 20] bei mir in einem Führungskompetenz-Training und auch in zwei Einzelcoachings. Dabei kam auch die Feedback-Formel Wahrnehmung-Wirkung-Wunsch (WWW-Formel) zur Sprache bzw. in den Raum. Und einige der Gedanken, die wir dazu ausgetauscht haben bzw. die mir dazu noch so durch den Kopf gegangen sind, möchte ich hier in diesem Artikel gerne teilen. Ziel“gruppe“ beim Schreiben war in erster Linie ich selbst (Zweck: Schreibfreude, Reflexion & Klarheit durch Schreiben). Doch ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass auch du hier etwas für dich Nützliches finden kannst. Und sei es „nur“ das Lesevergnügen 😉
Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg – Oft wird die GFK nur mal kurz angerissen und dann tatsächlich als Kommunikationstechnik missverstanden. Was hängen bleibt, sind vielleicht gerade noch die vier Stufen: Beobachtung statt Bewertung, Gefühle wahrnehmen & ggf. äußern, Bedürfnisse erkennen & ggf. äußern, Wunsch – statt Forderung – formulieren. Gruselig. Und jetzt reih ich mich hiermit auch noch ein und geh das Thema ebenfalls recht oberflächlich an? Gut möglich. Das bedingt ja das Artikel-Format schon. In der WWW-Formel (von wemauchimmer) wird schon mal gut eingestampft. Von vier auf drei Stufen. Einen offiziellen Zusammenhang mit der GFK hatte ich gar nicht ergoogelt, aber liegt ja nahe. Wie auch immer: Dank der drei W’s kann man sich die Inhalte nun besonders gut merken: Wahrnehmung-Wirkung-Wunsch.
Wahrnehmung
Beobachten statt Bewerten? – Wie soll das denn gehen? Ich kann das jedenfalls nicht. Und viele der Teilnehmer haben das letzte Woche auch über sich gesagt. Wir nehmen etwas mit unseren mehr oder weniger gut ausgeprägten Sinnen wahr, verwurschteln es sofort mit all unseren bisherigen Erfahrungen und reflexartig bewerten wir es. Gegen diesen Reflex komme ich nicht an. Ist auch ok für mich. Ich nehme das einfach mal als menschlich-normal hin. Was ich aber inzwischen geübt habe:
Den Reflex als solchen zu erkennen, die Bewertung abzuschütteln und noch mal neu und möglichst wertfrei(er) zu beobachten.
Und in der Tat: manchmal gelingt es sogar 😉 Den Anspruch an mich selbst, nicht direkt zu bewerten, hab ich also fallengelassen. Stattdessen habe ich den Anspruch entwickelt, mir meiner Bewertungen immer häufiger bewusst zu werden.
Und mir dabei klar zu machen, dass es sich immer nur um (m)eine Wahrheit handelt und nicht um die (einzige) Wahrheit.
Die Blinden und der Elefant – Eine Teilnehmerin hat an dieser Stelle auf diese wunderbare Geschichte hingewiesen, die ich auch sehr mag. Ich pack sie mal ans Ende des Artikels für den Fall, dass du sie noch nicht kennen solltest. Sie verdeutlicht, dass wir die ganze Wahrheit eben gar nicht erfassen können, sondern nur unsere doch recht eingeschränkte und vorbelastete kleine Perspektive. Zu wissen, dass ich einer der Blinden bin, macht mich nicht sehender. Doch zumindest brauch ich mich nicht mit meinen ebenfalls blinden Kollegen streiten, wie so ein Elefant „in Wahrheit“ aussieht. Denn keiner von uns Blinden kann ihn alleine ertasten/erkennen. Mit dem Wissen um meine Blindheit fällt es mir vielleicht leichter, vom Redner zum Zuhörer zu wechseln.
Du hängst an dem Punkt, ob du deine Bewertung überhaupt immer revidieren sollst? Und ob sie nicht oft doch eben der Wahrheit entspricht? – Die Frage kam auch in der Führungskräfterunde auf. Na, in vielen Bereichen unseres Lebens ist das nun auch zum Glück gar nicht nötig, da wir uns bereits auf gemeinsame Bewertungen vereinbart haben. Zum Beispiel haben wir uns darauf verständigt, im 10er-System bzw. bei der Uhrzeit im 60er-System zu rechnen. Wir müssen das nicht mehr hinterfragen. Aber es kann auch nicht schaden, wenn man sich bewusst macht, dass selbst das keine alleingültige Wahrheit darstellt. Hätten wir vielleicht nur acht Finger, würden wir im 8er-System rechnen. Und viele andere Ansätze wären außerdem gut möglich.
Mein Bild von der Welt: Die Landkarte von MeinLand – Wenn wir miteinander sprechen, erzählen wir von/über unsere ganz persönliche Landkarte. Denn was anderes haben wir halt nicht. Manchmal vergessen wir in der alltäglichen Kommunikation allerdings, dass es eben nur das ist: eine Landkarte. Also mir geht’s zumindest so. Deshalb hab ich mir gerade mal einen kleinen Reminder zusammengestellt:
Verwechslungsgefahren
„Die Dinge haben nur den Wert, den wir ihnen verleihen.“ – sagt Molière. Und so hat der grüne Papierstapel weder gezeichnet noch imGeldbeutelaufseinenEinsatzwartend einen realen Wert. Da sich genügend Leute darauf verständigt haben, nehmen wir den Geldwert schon genauso wie das 10er-System als Wahrheit hin. Wäre ja auch ziemlich anstrengend, darüber bei jedem Einkauf neu zu diskutieren. (Ja, Gold hat ebenfalls keinen realen Wert.) Auch steht die Glühbirne hier nicht für eine neue Idee. Die verzwickte (?) Sache mit der Wahrnehmung und der Wirklichkeit ist ja auch eben nichts Neues. Eher schon eine alte Pfeife:
Das Bild/Wort ist nicht die Wirklichkeit. – Nochmal zur Glühbirne: Das ist gar keine Glühbirne. Das ist noch nicht mal die Zeichnung einer Glühbirne. Denn die liegt ja hier bei mir im Scanner. Also die Zeichnung, nicht die Birne 😉 Vielleicht passt das: Es ist der Scan von der Zeichnung einer stilisierten Glühbirne. Für dich aber auch nur dann so einordenbar, wenn du überhaupt schon mal was mit Glühbirnen zu tun hattest und sie auf deiner persönlichen Landkarte verortet hast. Ja, und bei Wirklichkeit und so denke ich natürlich auch gerne an Platons Höhlengleichnis, aber jetzt will ich hier mal nicht noch ein Fass oberflächlich aufmachen. Ach wobei, ich hab dazu sogar ein passendes Urlaubsfoto. Ich verrat mal nur so viel: Man sieht darauf keine Menschen.
Wahr-nehmung oder doch eher Wahr-gebung? – Diesen Gedanken hab ich mal bei Gunther Schmidt aufgeschnappt und finde ihn einfach super. Das Wort „Wahr-nehmung“ verleitet ja schon dazu, sich einzubilden, man könne die eine Wahrheit erfassen. Sich Wahrheit „nehmen“. Und wenn man dann von dieser Wahrheit spricht, kann man sich schon mal leicht im Recht fühlen und der Meinung sein, man würde da objektiv Wahres verzapfen. In der Wortneuschöpfung „Wahr-gebung“ steckt hingegen die konstruktivistische Perspektive: Wahrheit entsteht erst in mir. Und zwar ausschließlich meine Wahrheit, die sich aus den Sinneseindrücken und meiner persönlichen Landkarte ergibt. Und im Gespräch kann ich meinem Gegenüber etwas von dieser meinen Wahrheit geben. Von meinen Eindrücken – idealerweise in dem Bewusstsein, dass sie eben nicht einer allgemeingültigen Wahrheit entsprechen.
Von Wahrnehmung zu Wirkung
So, inwiefern ist das mit der Wahrnehmung und der Bewertung nun eigentlich so wichtig für die Kommunikation?
„Es ist unsere Bewertung dessen,
was jemand getan hat,
was unsere Gefühle auslöst.“
… hab ich das blaue Männchen oben auf dem Flipchart Rosenberg zitieren lassen. Und was ist passiert? Da hat mein Sprachrohr für die Gewaltfreie Kommunikation doch echt versehentlich einen Stinke- statt eines Zeigefingers abbekommen. Dir ist das gar nicht aufgefallen? Ok, hier nochmal nur das Männchen in groß für dich:
„Wie ungeschickt!“ hab ich zuerst gedacht und überlegt, ob/wie ich das retten kann. Und dann hab ich mich gefreut, weil es ja einfach super zum Zitat passt. Was ich in diese Haltung hinein interpretiere, wie ich das Gesehene bewerte, löst doch eben erst meine Gefühle aus.
Und ja, tatsächlich ist es einem Teilnehmer aufgefallen, der seine Beobachtung auch direkt mal kundgetan hat. Das war ohnehin echt eine sehr witzige, offene Runde – die 15 TN sind auf meine anfängliche Einladung „bitte einfach laut denken“ super eingegangen und hatten so richtig voll Bock auf Austausch und Voneinanderlernen. Gute Voraussetzung, wenn’s um das Thema Kommunikation geht 😉
Wirkung
Gefühle wahrnehmen & ggf. äußern – klingt eigentlich gar nicht so schwer. Doch wie oft bekomme ich auf die Frage „Wie fühlen Sie sich?“ entweder lediglich ein „gut“ oder irgendwelche Geschichten als Antwort. Manchen fällt es offensichtlich selbst im Ruhemodus schwer, ihre Gefühle so richtig zu benennen oder einzuordnen. Wie soll es dann erst in kritischen Situationen plötzlich funktionieren? Daher hier mal eine kleine Querbeet-Auswahl als erste Anregung 😉
Freude, Wut, Enttäuschung, Resignation, Ärger, Angst, Traurigkeit, Hilflosigkeit, Begeisterung, Neugier, Vorfreude, Genervtsein, Hass, Verliebtsein, Zorn, Aggression, Widerstand, Trotz, Ekel, Glück, Entspannung, Sorge, Erregtheit, Ungeduld, Überforderung, Langeweile, Scham, Schuld, Schmerz, Stolz, Hemmungslosigkeit, Euphorie, Hunger, Leidenschaft, …
Mir meiner eigenen Gefühle bewusst zu sein, finde ich ganz praktisch – nicht nur für Kommunikationszwecke 😉 Wenn es mir gelingt, meinen aktuellen Gefühlszustand in Worte zu fassen, schafft das für mich eine Art Distanz. Ich identifiziere die Gefühle und bin nicht mehr zu sehr mit ihnen verwoben. Der Gefühle-Identifizierungsprozess führt (mich zumindest) zu etwas mehr Freiheit und Gelassenheit. Denn Erkanntes verliert die Macht über mich. Da bin ich. Und dort sind meine Gefühle. Ich kann sie beobachten, benennen, sie hinterfragen. Bei Bedarf auch wieder bewusst ignorieren. Wobei ich mit bewusstem Ignorieren etwas anderes meine als unbewusste Verdrängung: Zum Beispiel nehme ich im Hochseilgarten meine Angst zuerst deutlich war, ordne das Gefühl als „aktuell unnütz“ ein, schiebe es zur Seite und gehe los.
Wann mir die Gewaltfreie Kommunikation gewaltig schwerfällt. – hatte ich ja im Titel angekündigt. Naja, zum Beispiel immer dann, wenn mir (vielleicht aufgrund einer vorschnellen Bewertung) das mit der Distanz zu meinen Gefühlen nicht so gelingt. Wenn ich mich von meinen Gefühlen überwältigen lasse, dann falle ich zurück in alte Muster. Und zwar so ungefähr: Die tolle Landkarteneinsicht disappariert ungefragt in die Nichtigkeit. Konsequenz: Ich glaube wieder, ich sei der Superwahrnehmer. Das, was ich wahrnehme, ist die Wirklichkeit. Und so mach ich eben doch wieder einen auf MeinLand-Verteidiger statt in die Rolle des NeuLand-Entdeckers zu gehen. Das und mögliche Folgen kennst du ja vielleicht aus eigener Erfahrung?! Ist ja auch echt gar nicht so einfach, schließlich drehen sich unterschiedliche Bewertungen eher selten um das 10er-System 😉
Die Gefühle jetzt auch noch in ICH-Botschaften äußern? – Muss nicht. Kann. Je nach Gesprächspartner und Situation. Für mich ist wichtig, dass ich sie mir selbst gegenüber „geäußert“ habe. Und ja, an der Stelle kann schon so einiges schief gehen. Vor allem, wenn man hier nur so einen oberflächlichen Artikel dazu liest und dann stur seine Ich-Botschaften formuliert. Also zum Beispiel: Ich nehme wahr, dass du verärgert bist. Ich sehe, dass du ängstlich bist. Ich bin traurig, weil du immer zu spät kommst. Möp. Möp. Möp. Anzahl reine Ich-Botschaften = 0. Dumm gelaufen. Wie man das jetzt richtig formulieren soll? Na eben gar nicht!
Man kann eine DU-Botschaft nicht so einfach umformulieren in eine ICH-Botschaft. Denn die Message bleibt ja die selbe. Man spricht in einer DU-Botschaft über die Landkarte des anderen. In zwei der o. g. Beispiele sogar über die Gefühle des anderen. Ganz schön anmaßend. Wo es doch schon an der eigenen Gefühlsklarheit oft fehlt. ICH-Botschaften zu nutzen, bedeutet auch tatsächlich, ausschließlich über die eigene Landkarte zu sprechen. Und wenn ich etwas über den anderen erfahren oder sagen will? Na dann frag ich ihn: „Wie fühlst du dich?“ Ich kann auch sagen „Du siehst traurig aus. Lieg ich da richtig?“ Das liest sich wie eine DU-Botschaft. Aber die ICH-Haltung ist doch recht klar: Ich interpretiere deine Signale als Traurigkeit (aufgrund meiner eigenen Erfahrungen und allem, was ich so von dir weiß). Aber da deine Wahrheit immer auch anders sein kann, frage ich lieber nochmal nach.
So gesehen finde ich das mit den sturen ICH- und DU-Botschaften schon auch ein wenig verwirrend. Daher merke ich mir als Grundsatz lieber:
Ich spreche über meine Landkarte.
Du sprichst über deine Landkarte.
Und weil ich nicht davon ausgehen kann, dass das jeder meiner Gesprächspartner auch so macht, frag ich eben öfter mal „Wie fühlst du dich?“ oder was mich eben sonst gerade so an seiner Landkarte interessiert. Also so ganz allgemein:
Wie sieht das auf deiner Landkarte aus?
Wunsch
So, an dieser Stelle kürze ich mal drastisch ab. – Mein Schreib-Modus geht nämlich aufs Ende zu und ich bin mir außerdem auch nicht sicher, wie lange dein Lese-Modus noch so anhält. Und nun will ich ja mit diesem Artikel weder bei dir noch bei mir Stress auslösen 😉
Also, was steckt nun ganz knackig hinter der letzten Stufe? Zunächst geht es darum, die Bedürfnisse hinter den identifizierten Gefühlen zu erkennen und für sich selbst einzuordnen. Mir selbst und auch meinem Nicht-GFK-Gesprächspartner kann ich dazu als Anregung diese vermeintlich einfache Frage stellen:
Was brauchst du?
Sobald das Bedürfnis als solches klar ist („Ich brauche Futter.“), kann die Frage gestellt werden, wer was tun könnte, um dieses Bedürfnis zu befriedigen. Also zum Beispiel:
Was kann ich für dich tun?
Und mit der Antwort auf diese Frage formulieren wir dann auch schon unseren Wunsch („Bitte gib mir Futter.“). Knackig abgehandelt, gell? Vielleicht zumindest noch einen kleinen Gedankenfetzen dazu, was die GfK auch an dieser Stelle so gewaltig schwer machen kann:
Bedürfnisse äußern. Leichter gesagt als getan?! – Wenn du beispielsweise auf deiner Landkarte eingraviert hast „Bedürfnisse haben = bedürftig sein | Bedürftigkeit = Schwäche | Schwäche = unzulässig“, dann tust du dich im Erkennen deiner Bedürfnisse und im Formulieren deiner Wünsche vermutlich recht schwer. Bedürfnisse zu äußern könnte dir auch dann schwerfallen, wenn du gelernt hast, dass dein Gegenüber nicht Nein sagen kann und du ihn in keine unangenehme Situation bringen möchtest. Hast du hingegen die Erfahrung gemacht, dass dir die Menschen in deinem Umfeld mit Freude helfen (sofern sie können) und ohne dass sie dir vermitteln, du müsstest dafür etwas zurückgeben, dann fällt dir vermutlich sowohl das Fragen/Bitten als auch das Annehmen leicht.
Fazit
Von MeinLand zu NeuLand oder besser doch andersherum? – Was würdest du antworten? Welche Bedeutung gibst du dieser Frage? Und überhaupt: Wie war das bei dir heute so?
In welchen Situationen warst du heute eher als MeinLand-Verteidiger unterwegs und in welchen hast du neugierig NeuLand entdeckt?
Eingeschränkte GFK-Fähigkeit? – Was sind das so für Situationen, in denen wir am wenigsten GFK-fähig sind und in denen uns das alles gewaltig schwerfällt? Also bei mir ist das, wenn ich müde oder verspannt bin, Hunger oder Schmerzen habe. Kurzum: wenn ich mich nicht ausreichend um meinen Körper gekümmert habe. Tja, auch keine Glühbirne wert diese „Achte-auf-deinen-Körper“-Einsicht? Ich finde sie (ob neu oder alt) jedenfalls besonders wichtig – daher hab ich sie hier im Fazit platziert.
Herz-zu-Herz-Kommunikation – Bei all der unverantwortlichen Oberflächlichkeit dieses Artikels möchte ich unbedingt nochmal klarstellen: Ich hab hier über keine Kommunikations- oder Feedbacktechnik geschrieben, sondern ein paar Gedanken über eine grundlegende Haltung geteilt (die mir zunehmend leicht, doch manchmal eben doch wieder gewaltig schwerfällt). Bewusst, offen, neugierig. Von meinem „MeinLand“ sprechend am „NeuLand“ meines Gegenübers interessiert. Mein kleiner Freund hier verdeutlicht das auch gerne.
Du hättest nun aber dennoch gerne zum Schluss so etwas wie eine Technik zur Hand, um diese herzliche Grundhaltung umzusetzen? Hmmm… ok, bitteschön:
fragen & zuhören
Und ganz wichtig: Durch Rückschläge nicht entmutigen lassen. Denn: wir irren so lange wir als Mensch auf Erden herumwirren … ääh … streben … oder so ähnlich hat das Gott im Faust doch gesagt. Oder war’s Goethe? Ach, das ist aber auch wirklich verflixtkompliziert mit dieser Wahrheit. 😉
Daher schnell noch zur Erinnerung eine von einigen Lieblingsgeschichten über einige von einigen Wahrheiten:
Die Blinden und der Elefant
Es waren einmal fünf weise Gelehrte, die alle blind waren. Diese Gelehrten wurden von ihrem König auf eine Reise nach Indien geschickt, um herauszufinden, was ein Elefant ist. Dort wurden sie von Helfern zu einem Elefanten geführt. Die fünf Gelehrten standen nun um das Tier herum und versuchten, sich durch Ertasten ein Bild von dem Elefanten zu machen. Bei ihrer Rückkehr lieferten sie dem König folgenden Bericht ab:
Der erste Gelehrte hatte am Kopf des Tieres gestanden und den Rüssel des Elefanten betastet. Er sprach: „Ein Elefant ist wie ein langer Arm.“
Der zweite Gelehrte hatte das Ohr des Elefanten ertastet und sprach: „Nein, ein Elefant ist vielmehr wie ein großer Fächer.“
Der dritte Gelehrte sprach: „Aber nein, ein Elefant ist wie eine dicke Säule.“ Er hatte ein Bein des Elefanten berührt.
Der vierte Weise sagte: „Also ich finde, ein Elefant ist wie eine kleine Strippe mit ein paar Haaren am Ende“, denn er hatte nur den Schwanz des Elefanten ertastet.
Und der fünfte Weise berichtete seinem König: „Also ich sage, ein Elefant ist wie ein riesige Masse, mit Rundungen und ein paar Borsten darauf.“ Dieser Gelehrte hatte den Rumpf des Tieres berührt.
Nach diesen widersprüchlichen Äußerungen fürchteten die Gelehrten den Zorn des Königs, konnten sie sich doch nicht darauf einigen, was ein Elefant wirklich ist. Doch der König lächelte weise: „Ich danke euch, denn ich kann mir nun besser vorstellen, was ein Elefant ist: Ein Elefant ist ein Tier mit einem Rüssel, der wie ein langer Arm ist, mit Ohren, die wie Fächer sind, mit Beinen, die wie starke Säulen sind, mit einem Schwanz, der einer kleinen Strippe mit ein paar Haaren daran gleicht und mit einem Rumpf, der wie eine große Masse mit Rundungen und ein paar Borsten ist.“ (Anmerkung: Na, da hat der Weise aber schon ganz schön Glück gehabt bei seinem Puzzle.)
Die Gelehrten senkten beschämt ihren Kopf, nachdem sie erkannten, dass jeder von ihnen nur einen Teil des Elefanten ertastet hatte und sie sich zu schnell damit zufriedengegeben hatten.
Verfasser unbekannt
Mehr oder weniger Wichtiges
Veröffentlicht am: 18. Dezember 2020 | RITTERCOACHING Rüstkammer
Ersterscheinung am: 1. September 2020 | LinkedIn
Autoreninfo: Michaela Ritter ist Diplom-Betriebswirtin (BA) und Professional Coach (DBVC). Sie hat über zehn Jahre in den Bereichen Vertrieb, Verwaltung und Personal als Leitende Angestellte und Prokuristin bei Lidl gearbeitet und war zwei Jahre im strategischen HR-Projektmanagement beim IT-Dienstleister Materna tätig. Seit 2015 begleitet sie mit RITTERCOACHING insbesondere Führungskräfte durch Einzel-Coachings, Team-Coachings und Workshops.
Einflüsse: So ganz genau zuordenbar (geschweige denn vollständig) ist das natürlich nicht, aber als wichtigste Influencer für diesen Artikel würde ich mal nennen: Marshall B. Rosenberg, Gunther Schmidt, Molière, René Magritte, Dr. Wilfried Reuter, Charlie Pils, Vera F. Birkenbihl, Arun Gandhi. Und natürlich meine eigenen Kommunikationsver(w)irrungen und -stolpererfahrungen.
Quellenangaben: Flipchart-Visualisierung angefertigt für ein Führungskompetenz-Training | Kooperation mit SO Systemische Organisationsentwicklung Soencksen & Teilhaber GmbH | August 2020
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Bildnachweis: RITTERCOACHING | Plant for the Planet